In diesem Artikel:
1. Bürokonzepte
2. Der Weg zum Homeoffice
3. Der pandemische Anker
© Anonymous (British 18th century), Trade Card for the Theater in Oxford
Der Handel, erster Hebel der professionellen Zusammenarbeit, brachte das erste Büro in Sprache und Erscheinung hervor. Mit steigendem Marktbewusstsein hieß Handel fortan auch Buchführung in einem Büro: welche Waren oder Leistungen wurden für welche Gegenleistung oder Schuld getauscht.
© Museums Victoria, D. Napier & Son Ltd, 'Aero Engine in the Making', England, circa 1918
Revolution der Arbeitsräume
Durch die industrielle Revolution verlagerten sich diese Arbeitsräume im eigenen Wohnhaus in das „Außerhalb“. Verharrend in ökonomischen Grundfesten der sich aufblühenden Wirtschaftswissenschaften ändert sich bis in die 1950er Jahre nicht viel an einem taylorisiert anmutenden Arbeitsumfeld. Inspiriert von Fabriklayouts plante man Büros als Schreibtischreihen, die, dicht an dicht verschränkt, möglichst viele Arbeitende in möglichst kleinen Raum unterbringen. Das Aufkommen der mechanischer Schreib- und Rechenmaschinen entstellte diese Büroformationen später zu unruhigen und lauten Arbeitsplätzen.
© SFC, Office Layouts
Das »Action Office« von Professor Robert Probst und Möbelfabrikant Herman Miller partitionierte in den 60er Jahren Büros zwecks Vermeidung von Ablenkung in Einzelarbeitsplätze. Sichtblenden, Schreibtischplatten und Aktenschränke waren als flexibles Modulsystem angedacht, schafften aber zumeist Vereinheitlichung und isolierte Innenarchitektur – umgangssprachlich als »Cubicle« bekannt. Die schleichende Abkehr vom Cubicle und erste Erosionserscheinungen der Vereinheitlichung hin zum gelebten Individualismus, beginnt in den 70er Jahren. Spätestens der frühen Jahrtausendwende verschwindet das Cubicle aus vielen Unternehmen.
© Historic American Buildings Survey (HABS), VIEW OF INTERIOR OFFICE CUBICLES, FACING EAST
Arbeitnehmende wehrten sich gegen eine Zusammenarbeit in isolierten Kapseln und sprechen sich für Open-Floor Offices aus. Der digital-technologische Fortschritt erlaubt es, den bisher vorrangig physischen Arbeitsplatz vermehrt in digitale Räume zu verlagern. Das Aufkommen von Kommunikationsdiensten und Smartphones begünstigen eine Rückkehr in der Geschichte; das Büro im eigenen Heim – das Homeoffice. Das Selbstwertgefühl von Arbeitnehmenden reicht über Unternehmensgrenzen hinaus. Stephane Kasriel äußerte im »World Economic Forum« 2017: »The majority of the U.S. workforce will freelance by 2027.« – und auch Arbeitnehmende wünschen sich das Freiheits- und Verantwortungsideal der Freiberuflichen. Darunter auch der Wunsch, weiterhin ortsunabhängig arbeiten zu können. Cloudcomputing, Mobile Apps for Business und Collaborative Software soll für ein Gelingen sorgen, indem die Vernetzung mit Kolleg*innen und simultan-digitale Kooperation möglicht ist; ob zuhause oder in Coworking-Spaces.
© Bashayan Design
Beschleunigt wurde die Umsetzung der Fernarbeitsplätze spätestens 2020 durch den Ausbruch der Corona-Pandemie. Arbeitgebende erkannten die Präventiveffekte, wenn Mitarbeiter*innen von Zuhause arbeiteten. Das Homeoffice wurde – als einzig nicht beeinflussbare Bürokonstellation – Ausdruck freiester Arbeitsplatzgestaltung.