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Kernbestandteil jeder Zusammenarbeit ist die Kommunikation. Neben der Beschaffenheit, also der Art und Weise, wie Information ausgedrückt wird, bestimmt die Aktualität die Güte ihrer selbst. Neueste Information scheint uns am wertvollsten und bedeutendsten. Das ist uns bewusster denn je: Das 21. Jahrhundert stützt sich auf die Parole »Informationen sind das neue Gold«.
Es verwundert also nicht, dass der Grad der Vernetzung, hier verstanden als die Form und Schnelligkeit, mit der eine Information potentiell weitergegeben werden kann, auch in der Gestaltung von Büroräumen eine tragende Rolle einnimmt. Unternehmen wir also einen Versuch, die Typologiegeschichte des Büros in Vernetzungslevel zu gliedern.
© Journal Universel, Post cartoon
Rein physikalische Kanäle, darunter das Gespräch von Auge zu Auge oder die Briefpost, begegnen uns von den Anfängen des Büros über die Industrielle Revolution bis zu den letzten Nachwirkungen des Büro-Taylorismus in den 50ern. Bürogestaltung erfolgt nach den Schemata der Fabriklayouts. Schreibtische – in dichter Reihung gegliedert – bringen möglichst viele Arbeitende in möglichst geringem Raum unter. Das Aufkommen der mechanischer Schreib- und Rechenmaschinen entstellte diese Büroformationen später zu unruhigen und lauten Arbeitsplätzen, beflügelte aber die derzeitige Fantasie rund um soziokulturellen Fortschritte durch Technologie und Automation, wie in Huxleys »Brave New World« verschriftlicht.
© Alex Andrews, Drei Schwarze Handset Spielzeuge
Die Ablenkung und Geräuschkulisse durch mechanische Schreib- und Rechenmaschinen reduzierend, zerteilen Robert Probst und Herman Miller mit ihrem »Action Office« in den 1960er Jahren den Büroraum. Die Isolation und Zerstreuung des Arbeitenden wird durch die Verankerung des Telefons in den Geschäftsbetrieb begünstigt. Die Wege werden verkürzt, Mitarbeitende in Cubicles stationiert. Im Leitgedanken der Produktivität sind sie weiterhin platzarm untergebracht – ablenkungsfrei und ausgestattet mit wegsparender Echtzeitkommunikation.
© Alexander Shatov, 3d Illustration of Apple Macintosh 1984
Mit den 70er Jahren prägten Fax, Laserdrucker und Computer, für sich genommen in Abmessungen ein Quasi-Möbelstück, zur Kommunikation, Dokumentverarbeitung über die Tabellenkalkulation und Datensicherung nach und nach das Bild des Büros. Nach und nach nahmen diese Geräte weniger Raum ein. Raum, den sich Mitarbeitende zurückeroberten. Das Cubicle wird mit zunehmender Abneigung konfrontiert.
Die rasante technologische Entwicklung, von dem ersten seriengefertigtem Computer mit grafischer Oberfläche (Apple Macintosh ‘84) über die erste .com-Domain (‘85) und universellem Zugang in das World Wide Web (‘89), ermöglicht neben bestehender Telefonie neue Formen simultaner, ortsunabhängiger Kommunikation, wie der E-Mail. Der Gedanke stationären Betriebs in einem Büro löst sich auf.
Durch den digital-technologischen Fortschritt wird der physischen Arbeitsplatz zunehmend in digitale Räume verlagert. Das Aufkommen von Kommunikationsdiensten (Skype im Jahre 2003) und Smartphones (iPhone 2007) begünstigen eine Rückkehr in der Geschichte; das Büro im eigenen Heim – das Homeoffice. Arbeitnehmende wünschen sich das Freiheits- und Verantwortungsideal der Freiberuflichen. Es entsteht der Wunsch, ortsunabhängig zu arbeiten. Cloudcomputing, Mobile Apps for Business und Collaborative Software unterstützen dieses Vorhaben. Die Vernetzung mit Kolleg*innen erfolgt digital – ob man sich zuhause oder in Coworking-Spaces befindet.
Mit dem Pandemiegeschehen, verursacht durch das Virus COVID-19, erkennen Arbeitgebende Präventiveffekte des Homeoffice. Das Büro zuhause – absoluter Ausdruck der Vernetzung.