In diesem Artikel:
1. Kommunikation & Zusammenarbeit
2. Gütefaktor Kommunikationsraum
3. Gernot Böhme: Atmosphären
Bricht man das Bedeutungsfeld der Kooperation von der Konnotation zur Denotation herunter, verbleibt, verankert im Kern, die Kommunikation. Eine Kooperation ohne Kommunikation ist so wenig denk- wie umsetzbar. Es gilt schließlich, zielgerichtetes Zusammenwirken zwischen den Kooperierenden zu ermöglichen, worauf nicht zuletzt die menschliche Empfindung – und damit Ästhetik in der Zusammenarbeit – einen Einfluss übt.
Ein Exkurs in die Kommunikationstheorie
Das klassische Kommunikationsmodell nach Shanon und Weaver sieht in jeder Kommunikation einen Sender und einem Empfänger vor. Eine Botschaft wird kodiert (beispielsweise in gesprochene Sprache) und über einen Kanal an den Empfänger weitergegeben. Der Empfänger dekodiert und erhält bestenfalls die identische Botschaft (Röhner/Schütz, S. 21f.)
© SFC, Sender & Empfänger
Wie Peter Benary allerdings treffend ausdrückte, ist nicht etwa das Wort, sondern das »Missverständnis die häufigste Form menschlicher Kommunikation.«
Eine Gestaltung von Kooperation und deren Räumen im Sinne des Human-Centred Designs sieht es also vor, diese Missverständnisse und Störungen zu erkennen und durch hemmende oder entgegenwirkende Lösungen einzudämmen. Ausgeklügelte Kooperationsräume zu entwerfen, die Störquellen eindämmen und und ihr Entstehen verhindern, versteht sich als die zu verrichtende ästhetisch-gestalterische Konzeptionsarbeit.
© Fragments pictosophiques, The allegory of Camera Obscura
Ein Gleichnis der drei Güten
Kooperationsräume sind synonym mit Kommunikationsräumen. Sie sind, ob physisch oder digital, dafür geschaffen, Botschaften möglichst fehlerfrei zu übermitteln. Wird die Sichtweise aufgenommen, dass Räume bedingender Faktor Kollaborationen jeder Art seien, lässt sich vermuten, dass die Beschaffenheit dieser Räume einen Einfluss auf die Zusammenarbeit und deren Ergebnis hat. Die Güte der Kooperation ist verquickt mit der Güte der Kommunikation und diese wiederum mit der Güte des Kooperationsraumes.
© Suzuki Harunobu (1766) Zashiki Hakkei - Antō no sekishō
Der Kooperationsraum als Frage der Atmosphäre
Die Beschaffenheit der Räume übt Einfluss auf die Kooperation. Anhand dieser, scheinbar verkennend eingängigen Erkenntnis wird deutlich, dass das Schema der »Räume« für die Frage nach einer Ästhetik der Kooperation geöffnet werden muss. Gernot Böhme begegnet in »Atmosphäre – Essays zur neuen Ästhetik« dieser Thematik und unterstellt:
»Es geht darum, daß [sich] jede Gestaltung von Umwelt, jegliche Formation der Oberfläche der Welt in unser Befinden eingeht. Jeder Raum, in dem man sich befindet, [...] ist Ästhetik. Die ästhetische Arbeit vollzieht sich in der Gestaltung dieser Umwelt.« (Böhme, S. 15)
© James Turrell (2005), Three Gems
Der Begriff der Atmosphäre ist ein breit gefasster. Für Böhme gibt er den sinnlich empfundenen Eindruck der Stimmung wieder, betritt der Mensch beispielsweise einen Raum (Böhme, S. 15). Raum-Atmosphäre setzt sich vom Empfinden in das Befinden nieder (Böhme, S. 15 f.). Sie nimmt folglich eine entscheidende Rolle ein, die über die rein funktionale Einrichtung, beispielsweise Tisch und Stuhl, eines Kooperationsraumes hinausgeht: Indem das Befinden einen Einfluss darauf übt, ob der Grad an Wohlbefinden dazu einlädt, die Kommunikation von rein sachlicher auf eine persönliche Ebene zu heben oder im ökonomischen Sinne Produktivitätsvorteile zu erschließen.
Damit wird der Begriff der ästhetischen Praxis erweitert und sieht sich um eine beratende Funktion ausgebaut, die sich darauf versteht, Raumkonzepte unter dem Gesichtspunkt der Wahrnehmung und Zusammenarbeit zu bewerten, daraus Regeln für die Gestaltung abzuleiten und in bewusster Gestaltungshaltung Raumkonzepten Form zu verleihen.
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